Bericht: Ferienwoche Leutasch 2019

Hallo zusammen, mein Name ist Sharo da Bulgari. Ich bin ein rüstiger Senior von fast 14 Jahren. Ich sehe und höre zwar nicht mehr so gut, und meine Knochen tun mir auch zuweilen weh. Altersgebresten halt. Meine Nase funktioniert jedoch immer noch sehr gut, und ich finde jedes Leckerli, das meinem Frauchen runterfällt. Früher oder später wenigstens… Apropos Frauchen. Da ich mit meinen Pfoten das Zehn-Finger-System auf der Menschen-Schreibmaschine nicht beherrsche, habe ich ihr den Bericht meiner Hundeferienwoche 2019 diktiert.

Also. Wir sind einen Tag früher angereist, weil es uns im Quellenhof in Leutasch so gut gefällt. Am Anfang hatte ich etwas Mühe mit dem Zimmer, obwohl ich es schon von den Vorjahren kannte. Dank Bachblüten habe ich mich jedoch schnell eingewöhnt und musste nicht mehr protestieren, wenn Frauchen mit den anderen Hunde-Menschen zum Essen ging. Wir waren wiederum 14 Hunde-Teams mit
Entourage. Geleitet wurde die Woche von Ruth Spielmann (Hundeschule Via-Victoria-Dogs) und Marianne Votapek (Hundeschule Sofawolf), unterstützt von den Vierbeinern Chenay und Louis. Die bekam ich jedoch nur in der Freizeit zu Gesicht.

Die Hundeschulen von Ruth und Marianne verfolgen die Philosophie mit dem Namen Natural Dogmanship (ND), also der natürliche Umgang mit dem Hund. Das gefällt mir sehr! Hunde-Menschen sollen unsere Bedürfnisse kennen und versuchen, diese mit den eigenen Bedürfnissen in Einklang zu bringen. Hund will schliesslich Spannendes erleben und Neues lernen und nicht einfach nur spazieren! Wir jagen fürs Leben gern. Die ND-Philosophie möchte unseren Jagdtrieb in den Alltag einbauen und so spannende Erlebnisse für Hund und Mensch ermöglichen. Immer mit dabei ist der Beutel mit dem Futter. Das ist die Beute, die Mensch und Hund zusammen suchen, jagen und erobern. Nach dem Training wird gemeinsam auf einer Decke geruht, und wir Hundis dürfen unsere Mahlzeit fressen. Zufrieden und müde sind wir dann beide.

Los ging es am Montag mit dem gemeinsamen Kennenlernen in der Gruppe. Da gab es einige, die ich ganz gut riechen konnte. Andere waren mir schlicht egal. Gestört oder genervt hat mich keiner meiner Hundekumpels, höchstens wenn sie zuweilen auf dem Hundeplatz etwas zu laut bellten. Da musste ich als Senior sie natürlich zurechtweisen! Und dann gab es Menschen-Agility! Wissen Sie, was das ist? Sitzen da die Hunde auf der Decke, während die Menschen über Hindernisse hüpfen und durch Tunnel kriechen? Weit gefehlt. An diesem Tag bildeten die Menschen die Hindernisse, und wir Vierbeiner mussten animiert werden, über Arme zu steigen oder unter „Tunnel“ durchzukriechen, die durch Menschenbeine gebildet werden. Dabei kamen die Menschen alle ziemlich ins Schwitzen. Selber schuld!
Das Programm ging spannend weiter: Bei den moderierten Hunde-Begegnungen durfte sich Hund endlich mal in Ruhe einen Kumpel aus der Nähe anschauen und beschnüffeln, ohne dass die Menschen immer dazwischen gingen und an der Leine zogen. Endlich durfte ich meine Freundin Emma kennen lernen! Das Treibball-Spiel liess ich als Senior aus, sah mir das aber aufmerksam zusammen mit Frauchen von der Decke aus an. Das war wie Fernsehen!

Nach einem so genannten „Ruhetag“ – an dem mich Frauchen im Regen nach Mittenwald schleppte, seufz! – übten wir dann Impulskontrolle und Frustrationstoleranz. Hä? Ist doch kein Problem! Und dann sollten wir uns auch noch als Haushalthilfe engagieren? Hey, geht gar nicht! Ich räume zu Hause nichts auf, sondern lass mich bedienen. Ganz Macho halt. Und wenn apportieren, dann nur etwas, was gut riecht und fressbar ist. Sprich der Inhalt meines Beutels.

Ganz spassig fand ich das Markieren. Da steht ein Mensch auf dem Hügel, macht ein hohes, lang gezogenes Geräusch „Brrrrrrrrrr“, dann fliegt der Beutel (sollte wohl ein Fasan sein) und wir dürfen den Vogel, äh den Beutel, dann holen. Für mich gab es jeweils etwas kürzere Distanzen, die jüngeren Semester mussten hingegen ganz schön Einsatz zeigen. Zurück auf dem Hundeplatz hatten Ruth und Marianne als Ablenkung Tiere auf dem Markier-Weg platziert. Da waren ein „Kaninchen“, eine „Katze“ und ein weiterer „Hund“, die uns vom richtigen Weg abbringen sollten. Aber oha, wenn sich Hund näherte, kam von den komischen Tieren ein lautes Knurren. Bitteschön, seit wann kann denn ein Hase knurren? Katzen finde ich eh doof, die haben mir früher immer mein Essen streitig gemacht. Und den Hund, den fand ich seltsam unbeweglich. Die spinnen doch, die Menschen.

Abgeschlossen wurde die Hundewoche mit einer Wanderung um den Barmsee. Auf dem Rundgang durften meine Hunde-Kolleginnen und -Kollegen wieder spannende Aufgaben lösen. Haben sie mir erzählt. Denn ich durfte nicht mit, der Weg sei für meine alten Knochen zu weit, meinte mein Frauchen. Und damit war die Hundewoche 2019 schon fast wieder vorbei, wenigstens was die Trainings anging. Puuh, überstanden!

Ob wir nächstes Jahr wieder dabei sein können, wissen wir nicht. Wir haben es auf jeden Fall sehr genossen. Danke an Ruth, Marianne und Roland (für die tollen Fotos), aber auch an alle Menschen und Hunde-Kumpel für diese einmal mehr unvergessliche Woche!

Sharo da Bulgari (mit Carmelina Castellino)

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